Schon am Ende von Tucker Krafts Rookie-Saison 2023 hatten die Packers eine ziemlich gute Vorstellung davon, welchen Spielertyp sie in ihren Reihen hatten.
Ein Jahr später weiß es auch der Rest der NFL.
Green Bays Tornado aus Physis und Härte verdoppelte seine Werte in fast allen Offensiv-Kategorien in Jahr 2: 50 Catches für 707 Yards und teaminterne Bestmarke mit sieben Touchdowns.
Damit reihte sich der 1,96 m große und 117 kg schwere Kraft in eine exklusive Gruppe seiner Positionskollegen ein: nur vier Tight Ends in der NFL-Geschichte haben in ihren ersten beiden Spielzeiten über 80 Catches, über 1.000 Receiving-Yards, mindestens neun Touchdowns und einen Schnitt von 13,0 Yards pro Catch erreicht.
Wer die anderen Drei sind? Rob Gronkowski (2010–11), Mark Andrews (2018–19) und Hunter Henry (2016–17) – zusammen acht Pro-Bowl-Teilnahmen und fünf All-Pro-Auswahlen.
"Wie er an die Sache herangeht, überrascht es mich nicht, dass es sich auf dem Feld zeigt", sagte Packers-Tight-Ends-Coach John Dunn. "Er will in allen Bereichen großartig sein."
Seit seinem Draft in der dritten Runde aus South Dakota State betont Kraft, ein kompletter Tight End werden zu wollen. Als Blocker will er seinen Gegenspieler auf den Rücken legen. Als Passempfänger will er jeden Ball fangen. Und mit dem Ball in der Hand ist er stolz darauf, den ersten Verteidiger stehen zu lassen. Und den zweiten. Und den dritten …
Der Beweis liegt in den Zahlen: Kein Tight End sammelte 2024 mehr Yards nach dem Catch als Kraft. Sein Schnitt von 9,1 Yards pro Reception war nicht nur Bestwert unter den Tight Ends, sondern auch der zweithöchste Saisonwert seit 2000 – nur George Kittle (9,9 in 2018) war besser.
"Ich habe vor der Saison gesagt, dass ich mit Gewalt spielen, jedes Play zu Ende bringen und da draußen ein richtiges A… sein will", meinte Kraft über seine Einstellung 2024. "Wenn man sich die Videos anschaut, sieht man die '85' überall auf dem Feld genau das tun."
Damit er langfristig fit bleibt, wünschte sich Head Coach Matt LaFleur in der Offseason allerdings, dass Kraft in Zukunft etwas gezielter mit Kontakt umgeht.
Kraft versucht, zuzuhören. Er weiß, LaFleur stellt sein Spiel nicht infrage, sondern will es für seine Karriere steuern. Parallel dazu möchte Kraft reifen und einen Mittelweg finden zwischen seinem kompromisslosen Spielstil und mehr Führungsstärke durch Worte.
"Ich will dieses Jahr bewusst Verantwortung übernehmen", sagte Kraft. "Nicht nur durch meine Spielweise wie letztes Jahr, sondern auch mit mehr Worten – nicht nur mit Kopfstößen."
Bislang hat der 24-Jährige bemerkenswerte Robustheit gezeigt. Kraft startete alle 18 Spiele der Packers (inklusive Playoffs) und führte die Skill-Positionsspieler mit 925 Offensiv-Snaps in der Regular Season an.
Zusätzlich spielte er 130 Snaps in den Special Teams. Und dank seiner Vergangenheit als High-School-Runningback setzten ihn die Packers in der zweiten Saisonhälfte in Short-Yardage-Situationen bei Direkt-Snaps ein. Alle fünf Läufe verwandelte er in First Downs.
Für 2025 kündigte LaFleur an, Krafts Rolle noch stärker auszuweiten.
"Zu 100 %. Es liegt an uns, ihn zu finden und einzusetzen", sagte LaFleur. "Denn wenn er den Ball in den Händen hat, spürt man ihn. Wenn wir etwas besser machen müssen, dann den Tight End stärker ins Spiel einbinden."
Dabei hatte Krafts zweite Saison mit Rückschlägen begonnen: Wegen eines Muskelrisses im Brustbereich verpasste er OTAs, Minicamp und den Start des Trainingslagers. Selbst danach trug er in der ersten Saisonhälfte ein rotes Non-Contact-Trikot im Training. Trotz aller Hürden und seiner physischen Spielweise ging er gesund in die Offseason.
"Ich komme 2025 zurück und bringe das Gleiche", sagte Kraft. "Ihr werdet dieselben Dinge sehen, dieselben Ziele, die ich mir gesetzt habe. Ich will der beste Block-Tight-End der NFL sein – und gleichzeitig dieser eine Typ sein. Ich will der Mann im dritten Jahr sein."
Das gilt auch fürs Führen, besonders nach dem enttäuschenden Aus in der ersten Playoff-Runde im Januar.
"Alle reden darüber, dass wir uns nicht damit zufriedengeben, nur die Playoffs zu erreichen – aber wir haben es noch nicht bewiesen", sagte Kraft. "Von nun an werde ich alles annehmen, was ich in dieses Spiel investiert habe, und versuchen, die anderen auf dieselbe Wellenlänge zu bringen wie mich."