Die komplette Neuaufstellung der Safety-Position bei den Packers 2024 begann mit der Verpflichtung von Free Agent Xavier McKinney.
Vollständig wurde sie aber erst im Draft, als gleich drei Safeties ausgewählt wurden – darunter mit Javon Bullard (Georgia) und Evan Williams (Oregon) zwei Spieler unter den ersten sechs Picks, die sofort Wirkung zeigten.
Ein entscheidender Grund, warum Green Bay Bullard in der zweiten Runde auswählte, war seine Vielseitigkeit. Er kann sowohl Safety als auch Slot Corner spielen – eine Flexibilität, die in seiner Rookie-Saison schneller gefragt war als gedacht. Für den jungen Verteidiger wurde es damit zur großen Herausforderung, aber auch zu einer wichtigen Chance, zu wachsen.
"Sich auf plötzliche Veränderungen einstellen – das beschreibt mein erstes Jahr wohl am besten", sagte Bullard nach Saisonende. "Darauf bin ich am meisten stolz: mehrere Positionen zu spielen und überall Leistung zu bringen. Das gehört zu meinen Stärken."
Einfach war es aber nicht.
Zu Saisonbeginn startete Bullard noch als Safety neben McKinney. Ab Mitte Oktober rückte er häufiger in den Slot, während Williams die Starterrolle als Safety übernahm. Verletzungen bei beiden Rookies – Bullard fehlte mit Knöchelproblemen – führten dazu, dass er ständig zwischen Positionen und Einsätzen hin- und hergeschoben wurde.
Für einen erfahrenen Profi mag das schon schwer genug sein, doch für einen Rookie, der noch ein neues System lernt und sich an das Tempo in der NFL gewöhnen muss, ist es eine enorme Herausforderung.
"Das ist echt hart, Mann", gab Bullard zu. "Ich will nicht so tun, als wäre das leicht. Es verlangt ein anderes Level an Fokus, immer wieder umzuschalten und die Rolle zu wechseln."
Bullard nutzte seine Chance optimal: Der 1,78 m große und 90 kg schwere Verteidiger erwies sich als einer der sichersten Tackler der gesamten Defense. Mit 90 Gesamt-Tackles belegte er teamintern Rang drei – nur die Linebacker Quay Walker (102) und Isaiah McDuffie (97) waren besser. Seine 61 Solo-Tackles reichten für den geteilten zweiten Platz zusammen mit Cornerback Keisean Nixon (hinter Walker, 72 Solo-Tackles). Die Coaches hoben vor allem die körperliche Präsenz hervor, die Bullard der Defense verlieh.
Was ihm fehlte, waren die großen Highlight-Plays: nur ein Pass-Breakup, zwei Tackles for Loss, keine Sacks oder Interceptions. Doch allgemein herrscht die Überzeugung, dass diese Big Plays bald kommen werden.
Defensive Coordinator Jeff Hafley und DB-Coach Ryan Downard betonten beide, wie anspruchsvoll Bullards Aufgabenpaket war, und lobten seine Professionalität.
"Wir haben versucht, ihn nicht mit zu viel auf einmal zu überlasten", sagte Downard. "Aber manchmal blieb uns nichts anderes übrig. Langfristig wird es ihm helfen."
Auch Hafley sieht das Potenzial: "Er wird einer, den man auf viele verschiedene Arten einsetzen kann, sobald er das Spiel wirklich verinnerlicht hat."
Währenddessen nutzte Williams seine Chance, sobald er im fünften Spiel in Los Angeles in die Startelf rückte – und zeigte sofort, dass er dazugehört.
Kurz vor Schluss, beim knappen 24:19-Sieg über die Rams, erkannte er eine Route-Kombination aus einer Bunch-Formation, die wenige Plays zuvor noch zu einem Catch gegen ihn geführt hatte. Diesmal schloss er rechtzeitig die Lücke und das Play endete unvollständig – Sieg gesichert.
Seitdem war der Tenor klar: Williams ist ein "smarter Spieler".
"Das ist ein riesiger Teil des Spiels", erklärte er. "Viele sagen, es sei 90 % mental und 10 % physisch – und das stimmt schon. Gerade als Safety bist du ständig im Schachspiel mit dem Quarterback."
Sein Spielverständnis half ihm, Hafleys System schnell zu verinnerlichen, aus Videoanalysen mehr mitzunehmen als andere Rookies und mit McKinney an Täuschungen im Backfield zu arbeiten. Mit über 500 Snaps Erfahrung wird er künftig noch mehr davon profitieren.
"Er kann so gut werden, wie er will", meinte Downard. "Sein Kopf ist seine Waffe. Dieses Spielverständnis beschleunigt die Entwicklung enorm."
Athletisch bringt Williams ebenfalls Einiges mit, auch wenn seine 4,6 Sekunden auf 40 Yards und sein 1,80-m-/91-kg-Rahmen ihn erst in die vierte Runde fallen ließen. Er hat ein gutes Stellungsspiel, ist physisch präsent und besitzt gute Hände.
Das Resultat: 54 Tackles, vier abgewehrte Pässe, eine Interception und ein Forced Fumble in 14 Spielen (sieben Starts, inklusive Playoffs). Verletzungen (Hamstring, Gehirnerschütterung, Oberschenkel) bremsten ihn jedoch in der zweiten Saisonhälfte aus.
Zunächst war er ohnehin kein Starter – in Woche 1 in Brasilien spielte er gar nicht in der Defense, in den drei Spielen danach nur 34 Snaps. Doch wann immer er aufs Feld kam, zeigte er, was er kann. Nach dem Rams-Spiel war sein Platz als Starter dann aber gesichert.
Am meisten stolz war er auf sein "Playmaking":
"Viele haben an mir gezweifelt – nicht schnell genug, nicht groß oder kräftig genug. Aber egal, was die Zahlen sagen: Wenn ich mein Bestes gebe, sieht das Tape eben doch anders aus."
Die Offseason half ihm, körperlich wieder fit zu werden. Für Jahr zwei ist das Ziel: gesund bleiben. Sein größtes Kapital bleibt aber sein Kopf.
"Solange ich mich weiterentwickle, verliere ich diesen mentalen Vorteil nicht", sagte er. "Und ich glaube, der kann dich sehr weit tragen."